| DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2009.04 |
| Lizenz: | ESV-Lizenz |
| ISSN: | 1868-7806 |
| Ausgabe / Jahr: | 4 / 2009 |
| Veröffentlicht: | 2010-02-22 |
Die nachstehenden Überlegungen gehen von der Beobachtung aus, dass Aufrichtigkeit im Liebesdiskurs des 18. Jahrhunderts grundsätzlich im Wahnsinn endet. Sie führen dies auf eine paradoxe Zeitstruktur zurück, mit der die aufrichtige Kommunikation das liebende Subjekt zwangsläufig konfrontiert, und fragen nach der Virulenz dieser Paradoxie in unterschiedlichen Gattungen.
Mit dem Pestmotiv verhandelt Kleists Novelle Der Findling nicht den ungewissen Ursprung und die unkontrollierbare Verbreitung moralischer Übel, sondern entwirft eine politische Immunologie. Die in den Bewegungen des Öffnens und Schließens enthaltene Figur eines scheiternden Schutzes erschließt sich über Kleists propagandistische Texte, die dazu aufrufen, der napoleonischen Invasion zuvorzukommen.
Büchner verbindet die Darstellung des Leidens in seinem Revolutionsdrama auf auffällige Weise mit Anspielungen auf die neutestamentarische Passionsgeschichte und die religiöse Tradition der imitatio Christi. Die Studie analysiert die Funktion dieser intertextuellen Bezugnahmen. Sie zeigt auf, wie empfindsam-pietistische Bilder und Formeln eingesetzt werden, um das Bestreben der Protagonisten nach einer Transzendierung des Leidens zu desillusionieren.
„Der Kuß von Sentze“ handelt von dem Versuch, die Lippenberührung einer zeremoniellen Ordnung zu unterstellen, und reflektiert damit auf eine Tendenz zur Formalisierung, von der Stifters Spätwerk geprägt ist. Dieser Tendenz entspricht das Bemühen, die Ordnung der Dinge, der Moose etwa wie auch der Küsse, taxonomisch zu erfassen. In dieser Erzählung aber lässt Stifter solche Bestrebungen glücklich scheitern.
Ausgehend von der Beobachtung, dass sich die ‚Feminisierung der Religion‘ im 19. Jahrhundert im Gebet gleichsam verdichtet, zeichnet die Untersuchung die Geschlechterordnung des Gebets in Theodor Fontanes Romanen nach. Im steten Rückgriff auf das besonders anschauliche Beispiel „Effi Briest“ lässt sich zeigen, dass bei Fontane weniger die Religion als vielmehr das Geschlecht ‚ins Gebet genommen‘ wird.
Eine auffällige Fokussierung des Augen-Blicks (im doppelten Wortsinn) ist zentraler Berührungspunkt von Goethes Werk und Walsers „Ein liebender Mann“. Die Untersuchung der narrativen und lyrischen Gestaltung des signifikanten Augen-Blicks, realisiert im topischen Blickaustausch sowie als einschneidende Momente der Liebe, des Verlusts und des Alterns, zeigt dessen Funktionalisierung als Strukturprinzip ebenso wie weltanschauliche Parallelen im Alterswerk der Autoren.
Trotz zahlreicher Publikationen zur Holocaust-Literatur fehlt bislang eine Einteilung dieses Genres, die mehr leistet als eine schlichte Periodisierung. Die Disparität der Texte zum Holocaust erschwert eine solche Einteilung unverhältnismäßig; hinzu kommt das im Umgang mit dem Holocaust gravierende Problem des Verhältnisses zwischen dem realem Geschehen und dem literarischen Umgang mit demselben.
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