DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2021.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2021 |
Veröffentlicht: | 2021-09-24 |
Der Beitrag nimmt Rudolfs von Ems „Der guote Gêrhart“ in einer Zusammenschau narratologischer und sozialgeschichtlicher Fragestellungen in den Blick. Es wird gezeigt, dass die Verschränkung von exemplarischer Erzählung und Liebesroman einen erheblichen Aussagewert hat für die verhandelten Fragen sozialer Ordnung. Insbesondere dem über das Schema des Liebesromans integrierten Minnediskurs kommt eine erhebliche Differenzqualität zu, indem er auf poetischer Ebene ein Bild des Kaufmanns als eine der Welt des feudalen Adels nicht zugehörige Figur stilisiert.
Im Zentrum des Beitrags stehen zwei Minnelieder des 13. Jahrhunderts, in denen ein weiblicher Körper zu einem erotisierten Objekt des (Ver-)Lachens gerinnt, wenn einige literarisch üblicherweise tabuisierte Körperstellen in den Beschreibungsfokus geraten. Die daraus entstehende Komik wird im Kontext der einschlägigen Arbeiten Henri Bergsons und Michail Bachtins in den Blick genommen. In Abgrenzung von den oftmals vereinseitigenden Lesarten der früheren Forschung geht der Beitrag davon aus, dass der Komik bei Neidhart und beim Tannhäuser sowohl ein systemstabilisierendes als auch ein systemerneuerndes Potenzial eignet, das sich rezeptionsabhängig entweder in die eine oder in die andere Richtung entfalten kann.
Die Handschriften von „Nibelungenlied“ und „Klage“ weisen eine Vielzahl von Formulierungsvarianten auf. Dabei ist es zweckmäßig, zwischen Fehlern und korrekten Lesarten zu unterscheiden. Unklar ist allerdings, welchen Wert Trivial- oder iterierende Varianten besitzen: Sollen sie in Textvergleichen und kritischen Editionen unberücksichtigt bleiben? Dieser Beitrag will zeigen, dass eine Trennung zwischen relevanten und iterierenden Lesarten die Vergleichsergebnisse verzerren würde und besser nach isolierten und mehrfachbezeugten Formulierungen gewichtet werden sollte.
Der Definitartikel gen statt der, der in semantisch-definiten lokalen und temporalen Präpositionalphrasen mundartlich heute nur noch in einem kleinen ripuarischsüdniederfränkisch-limburgischen Gebiet vorkommt, einst aber weiter verbreitet gewesen sein muss, ist historisch urkundlich in Orts- und Familiennamen, dagegen nur selten in literarischen Texten belegt. Bislang übersehene sehr häufige Vorkommen des gen-Artikels in „Prosa-Lancelot I“, „Prosa-Lancelot k“ und „Pontus und Sidonia B“ stimmen zwar weitgehend mit dem modernen dialektalen Gebrauch überein, bezeugen aber einen ausgedehnteren früheren Anwendungsbereich dieser Artikelform. Sie zeigen außerdem, dass der Überlieferungsweg dieser Texte durch das spätmittelalterliche mittelfränkisch-südniederfränkische Verbreitungsgebiet des gen-Artikels geführt haben muss.
Der Beitrag verfolgt das Idiom [Perlen] [vor die Säue] [werfen] von den frühesten Vorkommen im „Tatian“ und im „Heliand“ bis heute. Die lexikalischen Belegungen in den drei Slots variieren über die Zeit erheblich und lassen erkennen, wie plastisch das Idiom ist und der Idiombegriff sein sollte. Desgleichen variieren Textsorten und Verwendungsweisen. Das methodische Vorgehen ist korpusbasiert und nutzt Methoden der distributiven Semantik.
Die editorische, formale und interpretatorische Erschließung der Lyrik des 13. Jahrhunderts ist nach wie vor ein Forschungsdesiderat. Die für den Minnesang des 13. Jahrhunderts von Hugo Kuhn formulierte These einer „Wende“ der Gattung zum Formalismus ist trotz einiger Relativierungen in der neueren Forschung immer noch das leitende Paradigma zur Geschichte des Minnesangs. Die Edition der „Liederdichter des 13. Jahrhunderts“ durch Carl von Kraus im Jahre 1952 ist mehr als revisionsbedürftig, Burghart Wachingers vorzügliche Ausgabe der „Deutschen Lyrik des späten Mittelalters“ (2006) hat die Forschung sehr befördert, bietet jedoch nur eine Auswahl.
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