DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2009.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2009 |
Veröffentlicht: | 2009-07-27 |
Die großen höfischen Barockromane gelten aufgrund ihres Umfangs, der Vielzahl der in ihnen auftretenden Personen und der Kompliziertheit ihrer Handlung gemeinhin als ‚unlesbar‘. Der Beitrag erläutert am konkreten Beispiel von Herzog Anton Ulrichs „Römischer Octavia“ und ihren Netzstrukturen, dass eine solche Form der Unlesbarkeit zumindest zum Teil eine historisch bedingte ist, wobei zum einen lesersoziologische und zum anderen mediengeschichtliche Argumente ins Feld geführt werden.
In diesem Aufsatz schlage ich einen Bogen von der ‚Entdeckung des Gehirns‘ um 1800 zum schreibenden Goethe. Dass Schreibideation im Gehirn lokalisierbar ist, stellt für die Autoren, die im historischen Kontext der Assoziationstheorie Hartleys, Priestleys und der physiologischen Psychologie Purkinjes, Johannes Müllers, Ernst Stiedenroths verortbar sind, ein Faszinosum dar und versieht sie mit einem zentralen Modus literarischer Produktivität. Dass Goethe (neben Jean Paul und Lichtenberg) dieser Autorengruppe, also dem ‚Experimentalsystem Schreiben‘, angehört, ist bis jetzt zu wenig beachtet worden.
Die Phantasie als Medium für ‚innere Bilder‘ und das Exzerptsystem als ‚technisches Medium‘ treten bei Jean Paul in ein Wechselspiel zur Generierung von Literatur ebenso wie von Sichtbarkeit im Sinne größtmöglicher Erkenntnis. Der Beitrag verfolgt diesen Gedankengang, indem er zunächst die Phantasie als Medium und sodann das intermediale Wechselspiel von Phantasie und Exzerptsystem extrapoliert.
Arnims „Kronenwächter“ sind immer wieder auf die staatlich-politische Umbruchszeit von 1806–1815 bezogen worden. In seinem Roman baut Arnim mit der „Karte von Schwaben“ ein symbolisches Dispositiv ein, das eine präzise Bestimmung seiner Position in der Diskussion um Reich und Verfassung erlaubt, wenn man den Hinweisen auf die historische Referenzkarte nachgeht, die hier erstmals identifiziert und für die Interpretation des Romans nutzbar gemacht wird.
Die Abhandlung interpretiert Schnitzlers späte Novelle vor dem Hintergrund der pessimistischen Philosophie Schopenhauers. Der Protagonist Kasda erscheint als ein reziprok von metaphysisch grundierten Willensbegierden und von empirischen Illusionen passiv Getriebener. Er erleidet auf der Bühne des Lebens sein vorbestimmtes Schicksal eines Hasardeurs. In der symbolischen Polysemantik der Spielkategorie fallen poetische und empirisch-(sozial) psychologische Geschehensdeterminanten in einer planen Katastrophenstruktur bloßen Re-Agierens zusammen.
Der Beitrag zeigt, dass die Kleine Form der Moderne unter qualitativen Gesichtspunkten der poetischen Erprobung fremder Empfindungs- und Wahrnehmungshorizonte dient, die mit einer Aufmerksamkeit für animalische Reiz-Reaktionsschemata konvergiert.
Dieser Beitrag untersucht Peter Handkes Erzählung „Don Juan (erzählt von ihm selbst)“ vor dem Hintergrund der feierlichen Errettung von Sprache, Ich und Wirklichkeit, die für das Spätwerk des Autors so prägend ist. Handkes Don Juan ist kein klassischer Eroberer – sein Handeln entfaltet sich vielmehr als offenes, unvoreingenommenes Schauen. Seine amourösen Abenteuer, von denen er in einer Folge steter Wiederholungen und Varianten berichtet, kulminieren in geglückten Augenblicken, in denen das Ich an einer „mühelosen Gegenwart“ teilhat.
Wir laden dazu ein, fertige Texte im Umfang von bis zu zwanzig Seiten oder ausführliche Exposees mit einem Umfang von mindestens vier Seiten aus dem Bereich der neueren deutschen Literatur zur Begutachtung einzusenden. In ihnen soll ausgehend von konkreten Textlektüren geprüft werden, was eine solche Reaktualisierung des Grenzbegriffs sowohl für die Diskussion um Be- und Entgrenzungen als auch für die Debatte um die Kategorie des Raums in der Literatur überhaupt beizutragen hat.
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