DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2019.04 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2019 |
Veröffentlicht: | 2019-12-06 |
Der Aufsatz widmet sich anhand der frühaufklärerischen Komödie den literaturhistorischen Ermöglichungsbedingungen von verzeitlichter Gegenwart, die unter dem Einfluss von soziologischen und geschichtswissenschaftlichen Konzepten derzeit große Konjunktur hat. Ausgehend von Gottscheds Normpoetik werden Johann Elias Schlegels Überlegungen zum Theaterwesen auf ihre Gegenwartsbezüge hin untersucht. An Schlegels „Der Geschäfftige Müßiggänger“ und Lessings „Der junge Gelehrte“ lässt sich daraufhin exemplarisch zeigen, wie Prozesse der Verzeitlichung und Aktualisierung die Stücke selbst dominieren und die poetologischen Maßgaben des Verlachens und der Typenkomödie zusehends unterlaufen.
Der Aufsatz zeigt, wie die „Geschichte der Abderiten“ gelungenen und misslungenen Vernunftgebrauch einander kontrastiv gegenüberstellt. Es werden wiederkehrende Denkmuster identifiziert, derer sich die Romanfiguren in negativer, aber auch positiver Weise bedienen. So wird nicht nur präzisiert, worin genau das verfehlte Denken der Abderiten eigentlich besteht, sondern zugleich eine Alternative zur verbreiteten Forschungsposition geboten, nach der die Abderiten menschliche Dummheit und fehlenden Vernunftgebrauch schlechthin exemplifizieren würden.
Der Beitrag untersucht die Akzentverlagerung, die die Konzeption des Helden im lyrischen Werk Hölderlins um die Jahrhundertwende 1800 erfährt: Während in den vor 1800 verfassten Texten wie der Ode „Der Tod fürs Vaterland“ der revolutionäre Kriegs- und Opferheld hymnisch gefeiert wird, entwickeln die Gedichte nach 1800 die geschichtsphilosophische und theologische Bedeutung der Helden. Diese werden als neben Bibel und Natur dritte Offenbarungsform göttlicher Mächte verstanden und in eine heterodoxe Heilsgeschichte eingebunden. In der Interpretation von „Kolomb“ wird gezeigt, wie Hölderlin das Wirken der Helden als historische Dynamisierungsprozesse versteht und sie auf dieser Grundlage als göttliche Zeichen interpretiert.
Mein Beitrag zeigt, dass Hofmannsthals Tragödie „Ödipus und die Sphinx“ unter Rückgriff auf Konzepte der jungen Psychoanalyse die tragische Verstrickung in die genealogische Kontinuität, die mit dem Ödipusmythos angezeigt ist, zur Reflexion auch poetischer Genealogie einsetzt. Die Handlung ist durch Verkennungsszenen strukturiert, die in Umkehrung der tragischen Anagnorisis die Unhintergehbarkeit poetischer Genealogie illustrieren und ein intertextuelles Netz zwischen Hofmannsthal, Sophokles und Hölderlin erzeugen.
Dieser Beitrag untersucht Theodor W. Adornos nahezu in Vergessenheit geratenen Essay „Ist die Kunst heiter?“ erstmals im Zusammenhang seines Entstehungs- und frühen Veröffentlichungskontexts. Damit sind zwei Ziele verbunden: Erstens möchte der Beitrag zeigen, dass Adornos Heiterkeitskonzeption wesentlich als Beitrag zum Zürcher Literaturstreit zu verstehen ist und damit konkret auf die Einlassungen Emil Staigers zur Heiterkeit der Kunst reagiert. Zweitens ist damit die These verbunden, dass Adornos Essay keineswegs ein generelles „Heiterkeitsverbot“ ausspricht – wie von der Forschung gleichsam als common sense vorausgesetzt –, sondern vielmehr die mit Heiterkeit verbundenen glücksversprechenden Implikationen zu retten sucht.
Die Verständigung über das Zusammenleben in der globalisierten Welt impliziert die Frage nach der Aktualität des Begriffs der Nachbarschaft. Der innere Zusammenhang zwischen den sozialen und den politischen Aspekten dieser Frage wird in Juli Zehs „Unterleuten“ und Jenny Erpenbecks „Gehen, ging, gegangen“ erzähltechnisch herausgestellt. Die Figuren dieser Romane sind nicht nur Perspektivträger in literarischen Erzählzusammenhängen, sondern auch Trägerinstanzen von kulturellen Narrativen über die Verhältnisbestimmung von Nähe und Distanz und den Umgang mit Grenzen.
Wer auf einen Baukasten zurückgreift, verfügt über ein eingeschränktes Repertoire an Elementen, mit denen sich (im Unterschied zu den Möglichkeiten menschlicher Sprache) aufgrund präziser Regeln eine begrenzte Anzahl von Dingen fertigen lässt.
Von welchem Ende zu welchem ist dieses Buch mit dem größeren Gewinn zu lesen? Angekündigt wird eine Studie über die Begründung der dramatischen deutschen Literatur aus derjenigen Rolle heraus, die einmal als ‚Hanswurst‘, einmal als ‚Pickelhering‘, einmal als ‚Kasperl‘ und im historischen Rückblick zumeist generisch als ‚Lustige Person‘ gefasst wird. Die Bedeutung dieser Figur, die ab dem frühen englischen Wanderschauspiel ihren Platz auf den deutschen Bühnen findet und um die sich ab den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts eine höchst kontroverse, programmatische Diskussion entwickelt, sei weithin unterschätzt.
Alexander Honolds „Die Tugenden und die Laster. Die Leute von Seldwyla“ ist eine detaillierte Studie des berühmten Novellenzyklus von Gottfried Keller. Die Novellen – die ersten fünf wurden 1856 veröffentlicht, die letzten fünf im Jahr 1874 – zeichnen die Schicksale verschiedener Außenseiter in einer fiktiven Schweizer Stadt nach, in der Kredit der einzige Wirtschaftszweig ist und das Trinken des vorzüglichen regionalen Weins die bevorzugte Kurzweil darstellt.
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