DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2014.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2014 |
Veröffentlicht: | 2014-10-13 |
Der Beitrag möchte das Interlinear ausgehend von den Erkenntnissen Törnqvists und Kircherts sprach- und übersetzungsgeschichtlich untersuchen und verorten. Dazu wird eine statistische Datenerhebung zu ausgesuchten Phänomenen des lateinischen Ausgangstextes und ihren Übersetzungen durchgeführt. Eine Auswahl weiterer Phänomene vervollständigt das Untersuchungsspektrum. Über diese Zugriffe werden die Übersetzungsmethoden detailliert dargelegt, analysiert und diskutiert. Es erweist sich, dass das Interlinear zwischen Zielsprachigkeit, die sich bisweilen gegen den lateinischen Ausgangstext durchsetzt und dabei genuin volkssprachige Konstruktionen zeigt, und interlineartypischem, lemmatisierendem Übersetzen changiert. Der „Millstätter Psalter“ erlaubt auf diese Weise eine andere Perspektive auf die Sprachwandelprozesse seiner Zeit als der „Windberger Psalter“.
Die Entdeckung von Resten der Eingangsstrophen im Jahr 1988 machte bald klar, dass Handschrift L und deren direkte Abschrift g zur Redaktion *A des „Nibelungenlieds“ gehören. Allerdings zeigen die Bruchstücke Lg weitaus engere Beziehungen zu Redaktion *B als die Leithandschrift A. Daraus folgt, dass in Handschrift A der Text offenbar eigenmächtig geändert wurde. Auch der verkürzte Strophenbestand von A steht auf dem Prüfstand: Lg wies zumindest fünf Mehrstrophen auf. Für die Nibelungenforschung bedeutet dies, dass die Position von Redaktion *A neu bestimmt werden muss. – In einem Anhang wird die Zuordnung von Handschrift M zur Redaktion *B begründet.
Der Freiburger Maltererteppich zeigt (neben Darstellungen von Samson, Aristoteles und Vergil) zwei Medaillons aus dem mittelalterlichen „Iwein“-Roman. Im zweiten ist ein auffälliger Ring zu sehen, dessen Bezug umstritten ist. Während ältere Arbeiten darin den im Text erwähnten Ring der Lunete oder den der Laudine sehen, plädieren neuere Untersuchungen für ein allgemeines Liebessymbol oder beziehen den Ring im Vorgriff auf die Ehe Laudine-Iwein. Der vorliegende Beitrag sucht durch eine modifizierte Blickrichtung den präzisen Textbezug und argumentativen Zusammenhang dessen aufzuzeigen, worauf die Ringanspielung sich bezieht, und fragt nach den Konsequenzen für das Programm des Teppichs.
Der Beitrag weist nach, dass mittelalterlichen Narrativen mitunter ein rekurrentes Erzählschema zugrunde liegt, das einer reziproken Logik folgt. Das gilt nicht nur für das von Marcel Mauss herausgearbeitete Prinzip des do, ut des für Gabenhandlungen, sondern auch für Raubhandlungen. So wie die Annahme einer Gabe die Gegengabe erfordert, so zieht der Raub die Kompensation nach sich. Das Spannungspotential dieser Konstellationen wird im „Nibelungenlied“ und in Veldekes „Eneasroman“ an Extremfällen diskutiert: In beiden Texten werden durch die Verpflichtungen zur Reziprozität Fakten geschaffen, die den Figuren eine agonale Antwort aufzwingen.
Seit Mitte der 1990er Jahre lässt sich in der literaturhistorischen Erforschung des Komischen in der Folge von semiotischen und anthropologischen Fragestellungen sowie als Resultat der wachsenden Kritik an ‚universalistischen‘ Auffassungen von Komik eine stärkere Hinwendung zum ‚Lachen‘ beobachten. Dies bedeutet einerseits eine Verlagerung der Untersuchung von Strukturen und Funktionen des Komischen (etwa ‚Pointenstruktur‘) oder komischen Themen, Motiven und Figurationen hin zur erzähltheoretischen Analyse der Semantiken der innertextuellen Lachreferenzen, andererseits eine Arbeit an den pragmatisch-anthropologischen Voraussetzungen derjenigen Texte, die Lachen des Publikums zur Folge haben können. Die Forschung hat sich durch diese Wende aus einer Sackgasse ontologisch aufgefasster literarischer Komik befreit, indem sie deren kulturhistorische Rahmungen, Rezeptionsbedingungen und -formen ins Zentrum rückt.
Die Forschung zum mittelalterlichen Drama, insbesondere zum geistlichen Spiel hat in den letzten Jahren einen erfreulichen Aufschwung genommen. Umso bedauerlicher ist, dass Studierende, aber auch an grundlegenden Informationen etwa zu Passionsspielen interessierte Germanisten, Historiker oder Theologen bislang auf alte bis veraltete oder nicht unbedingt leicht zugängliche, weil im Ausland verlegte Einführungen zurückgreifen mussten.
Während die Handschriftenproduktion der Heideklöster aus dem ausgehenden Mittelalter mittlerweile ein breites Forschungsinteresse gefunden hat, sind wir über die ältere Zeit der Konvente, die zumeist – kurz nach der monastischen Reform – im 12. oder frühen 13. Jahrhundert gegründet wurden, nur schlecht unterrichtet. Dies betrifft auch sehr prominente zisterziensische Frauenklöster wie das welfische Hauskloster Wienhausen, das von Agnes von Landsberg, der zweiten Gemahlin des Pfalzgrafen Heinrich, Sohn Heinrichs des Löwen, in den zwanziger Jahren des 13. Jahrhunderts gestiftet und mit Nonnen aus Wöltingerode besiedelt wurde.
Minnereden legitimieren eine intensive wissenschaftliche Erforschung durch ihre ungeheure Textmasse, die breite Überlieferung in 100 Manuskripten und 40 Minnereden-Drucken, die im 15. Jahrhundert mit eigenen Minneredenhandschriften auch ein deutliches zeitgenössisches Gattungsbewusstsein offenbart, doch ist – abgesehen von einigen verdienstvollen Einzelleistungen – eine breite Beschäftigung der Forschung mit den Minnereden oder gar eine Erschließung der Gattung für das germanistische Studium bisher nicht zu verzeichnen.
Es gehört zu den bekannten Phänomenen des editionswissenschaftlichen Diskurses, dass sich in ihm Phasen des Theoretisierens über den Umgang mit den überlieferten Handschriften, Texten und Werken mit Phasen der praktischen Umsetzung des theoretisch Erarbeiteten abwechseln. Dabei müssen theoretische Erwägungen und das praktische Tun nicht (immer) notwendig aufeinander Bezug nehmen, sie können lediglich lose miteinander verzahnt sein.
Die Antwort auf die Frage, wie der moderne Literaturinterpret das Verhältnis zwischen eigener Identität und dem Fremden, zwischen Ego und Alter, definiert, ist für jede diachron oder interkulturell arbeitende Literaturwissenschaft von fundamentalem Interesse. Für das Verhältnis zwischen Mittelalter und Moderne hat Hans Robert Jauß 1977 eine „Befremdung durch Alterität“ (‚Andersheit‘) diagnostiziert und damit einen Begriff geprägt, der rasch Karriere machte.
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