DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2022.01 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2022 |
Veröffentlicht: | 2022-03-18 |
Der Werktitel lît, als ‚Preislied‘ verstanden, entspricht der Gestaltungsweise Lambrechts, der einen außergewöhnlichen Eroberer konsequent nach Art der Heldensage präsentiert. Im Zuge der Einzelanalyse wird die Tyrusepisode neu bewertet. Der Autor des „Straßburger Alexander“ führt zwar Lambrechts heldenepisches Konzept stilistisch weitgehend fort, arbeitet aber auf einen neuen, friedfertigen Herrschertypus hin, was sich nicht zuletzt in der Struktur des Textes, mit Vor- und Rückverweisen, dokumentiert.
Anhand der Marktszenen zu Beginn des „Eraclius“ von Meister Otte aus dem 13. Jahrhundert wird der Versuch unternommen, grundsätzliche Oppositionen zu überschreiten, bei denen ein ökonomisches Moment als defizitär gegenüber christlichen oder höfischen Handlungsregulativen wahrgenommen wird. Stattdessen werden die Semantiken marktspezifischer Praktiken fokussiert, um ein Bedeutungsspektrum zu skizzieren, das den Markt nicht nur e negativo gegenüber anderen Interaktionsformen beleuchtet, sondern in seiner narrativen Eigenlogik greifbar werden lässt. Diese Herangehensweise an ein merkantiles Erzählen versteht sich als Alternative zu einer sozialhistorischen Interpretation des Marktes als Schauplatz in Literatur.
Der Aufsatz möchte zeigen, inwiefern die intra- und intertextuell vernetzte Vogelmotivik im „Lindenlied“, im „Tristan“ und im „Parzival“ Anteil an der Imagination normüberschreitender Liebe und ästhetischer Innovation hat. Die auf Nachtigall und Elster konzentrierten ornithopoetologischen Überlegungen werden vor dem Hintergrund der auffälligen Präsenz von Vögeln in der zeitgenössischen Literatur formuliert, die beunruhigend zu finden man allen Grund hat.
Vom Beginn des 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts vollzog sich eine massive Entlehnung neueren deutschen Sprachguts ins Ostjiddische. Es wurden vorrangig Lexeme und orthografische Merkmale übernommen, die Einflüsse lassen sich aber auf allen Beschreibungsebenen einschließlich der grammatischen nachweisen. Betroffen war in erster Linie das schriftsprachliche Ostjiddisch. Die vorliegende Studie untersucht die zum Teil sehr heftige Debatte, die im Zeitraum etwa zwischen 1860 und 2000 über den deutschen Spracheinfluss in der ostjiddischen Öffentlichkeit geführt wurde. Sie widmet sich speziell der Frage nach der Objektivität und dem Skopus der Kritik, die am neuartigen daytshmerishen (‚deutschnahen‘) Stil vorgebracht wurde.
Im Beitrag wird anhand des Tagebuchs eines Handwerkers, der im Ersten Weltkrieg als Kriegsgefangener in einem Lager nahe Tokyo/Japan sechs Jahre verbrachte, seine Sprache in Bezug auf Rechtschreibung, Morphologie, Syntax, Stil und Wortschatz beschrieben, um sie vor dem Hintergrund der Schriftlichkeit um 1900 zu positionieren. Der Verfasser ist zwar bestrebt, seine Tagebucheinträge im schreibsprachlich-hochsprachlichen Deutsch zu verfassen, wechselt aber unwillkürlich auch zu sprechsprachlichen oder mundartlichen Wendungen.
Die von Susanne Köbele (Zürich) und Tim Huber (Zürich) organisierte und digital durchgeführte Tagung setzte sich zum Ziel, dem „Faszinationstyp Liebesallegorie“ nachzuspüren und dessen lusorisches Potential gegenüber den aktuell – besonders im Hinblick auf narratologische und gattungstypologische Aspekte – diskutierten Ansätzen der mediävistischen Forschung stärker zu nuancieren. Die Frage nach der integralen Interpretierbarkeit von Allegorien ging dabei von einem grundsätzlichen Differenzierungsbedarf aus, insofern das Verhältnis von proprie-improprie-Ebene nicht in einer eindimensionalen Relation von konkret – abstrakt aufgehe, sondern ein Spannungsfeld von allegorischer Abstraktion und erzählweltlicher Konkretion produziere.
Vor sechzig Jahren arbeitete Xenja von Ertzdorff in ihrem Aufsatz „Höfische Freundschaft“ (1962) zentrale Unterschiede zwischen den Darstellungen ritterlicher Freundschaft im höfischen Roman und im Heldenepos heraus. Der höfische Roman, den sie am Beispiel der frühen Artusromane vorstellte, präsentiere Freundschaft als die eines „Lehrers und Vorbildes zu seinem Schüler, der durch diese ehrenvolle Verbindung zur Nachfolge angehalten werden soll“.
Vor mehr als zehn Jahren hat Markus Stock an prominenter Stelle die Figur als ein „Kernproblem historischer Narratologie“ (2010) hervorgehoben, welches von der formalistisch und strukturalistisch geprägten Literaturwissenschaft lange Zeit auffallend vernachlässigt worden sei. Damit schloss sich Stock den Forderungen einzelner Forschungsstimmen an, die schon seit den 1980er Jahren zu einer erneuten Beschäftigung mit ebendieser narrativen Grundkategorie aufgerufen hatten.
„Figuren haben offenbar Konjunktur“, stellt Linus Möllenbrink in der Einleitung zu seiner Dissertationsschrift fest. Überdies darf man wohl festhalten, dass auch sein kognitionswissenschaftlicher Zugang zur Figurenthematik einem anhaltenden Trend in der Figurenforschung entspricht. Mit diesem Zugang erlangen aber die mimetischen Aspekte einer Figur neben ihren artifiziellen wieder größere Aufmerksamkeit, wie Möllenbrink ausführt: „Weil die Bildung des mentalen Modells literarischer Figuren analog zur Wahrnehmung unserer Mitmenschen funktioniert und zum Teil auf denselben Basis-Annahmen beruht, besitzt das Konzept wieder eine größere Offenheit dafür, sich Figuren wie reale Personen vorzustellen“.
Die Erforschung des Westjiddischen stellt deshalb eine so große Herausforderung dar, weil Dokumentationen, welche auf die gesprochene Sprache Rückschlüsse zulassen, erst ab dem 18. Jahrhundert vorliegen und weil im 19. Jahrhundert dann das Hochdeutsche als Nationalsprache eine immer größere Rolle für alle Arten der Kommunikation spielte. Die überwiegende Zahl an Studien zum Westjiddischen legen den Fokus auf den Norden und Süden Deutschlands und Ränder angrenzender Sprachgebiete, was mit der etwas günstigeren Dokumentationslage als der im Zentrum Deutschlands zusammenhängt. Daher leistet Lea Schäfer mit ihrem Buch „Hessisches Jiddisch“ einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung des räumlich-zentralen Westjiddischen.
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