DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2017.01 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2017 |
Veröffentlicht: | 2017-03-28 |
Am Beispiel des um 1600 entstandenen Meisterliedes Wolfhart Spangenbergs vom Martyrium der frühchristlichen Heiligen Biblis untersucht der vorliegende Aufsatz eine zweifache Transformation der Märtyrerlegende: zunächst die religiöse Transformation des legendarischen Erzählens in der Reformation, außerdem aber die poetische Transformation eines solchen Stoffes in den spezifischen Kommunikations- und Interaktionszusammenhang des nachreformatorischen Meistergesangs. Damit leistet er einen Beitrag zu einer noch ausstehenden, umfassenden Pragmatik des Meistergesangs.
In der mittelalterlichen Adelsgesellschaft gibt es wiederkehrende Konfliktfelder zwischen Vätern und Söhnen, die sich auf die Gebiete finanzielle Versorgung, Eheschließung, Herrschaftsnachfolge und Erbregelung erstrecken. Diese strukturellen Probleme im historischen Vater-Sohn-Verhältnis finden überraschenderweise keinen Niederschlag in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters. Insgesamt orientiert sich die Darstellung der Vater-Sohn-Beziehung hier an literarischen Traditionen und Eigengesetzlichkeiten sowie text- und gattungsbasierten Erzählmustern. Auffällig ist in den großepischen Texten die häufige Vaterlosigkeit der Protagonisten. Diese erklärt sich aus dem ideologischen Programm einer Leistungskultur adliger Eliten, das sich nur in der Absenz der Vaterfigur narrativ verwirklichen lässt.
Der Beitrag richtet sich auf die Beschreibung desjenigen Zusammenhangs, die die Texte der aventiurehaften Dietrichepik zwischen stereotypen Figurenentwürfen und -konstellationen und der sich mit diesen verbindenden Mechanismen der Sympathielenkung zu erkennen geben. Am Beispiel der Laurinfigur aus der Älteren Vulgatversion lässt sich ein Verfahren beobachten, den Antagonisten der Berner Helden zunächst gegen alle Erwartung als sympathische Figur zu konstruieren, was Auswirkungen zeitigt auf die Attribute, mit denen die bekannten und populären Berner Helden anfänglich versehen werden. Die Irritation, die mit einer solchen invertierenden Praxis der Sympathielenkung im Rahmen stereotyper Figurenkonstruktionen einhergeht, erzwingt die Rücknahme der irritierenden Zuschreibungen im Verlaufe des erzählten Geschehens.
Mit Szondis Tragikdefinition lassen sich dialektische Unglücksstrukturen auf Handlungs- und Figurenebene erfassen. Die folgende Untersuchung beschreibt zwei für die Tragik zentrale Eigenschaften, die auf eine dynamisch-produktive Virulenz ihrer Struktur hinweisen: Dialektische ‚tragische Problemkerne‘ regen einerseits zur Produktion und zum Anschluss weiterer tragischer Kerne an, andererseits provozieren sie ein Erzählen ihrer Auflösung. Als derartige Reizreaktion lässt sich die „Klage“ mit ihrer Bearbeitung der tragischen Kerne des „Nibelungenliedes“ verstehen, wobei das Erzählen im Versuch der Auflösung dieser Kerne von deren Dialektik selbst unterlaufen wird; derart finden sich Reflexe ihrer produktiv-virulenten Energie auch in der Oberflächenstruktur des Textes, der Sprache. Diese spannungsvollen Dynamiken des Sprechens lassen sich mit psychoanalytischen Beschreibungen energetischer Sprachprozesse, insbesondere nach Lacans Theorie, fassen.
Der Name von Siegfrieds Schwert wird meist von balme (‚Felsenhöhle‘) abgeleitet, daher die moderne Form Balmung. Die Überlieferung spricht eher für Palmunc als ursprüngliche Lesart. Sie lässt sich von palme ableiten und scheint für Sieg und Frieden zu stehen. Diese Interpretation wird von dem in Gold eingefassten Jaspis des Schwertknaufs, von einem Xantener Siegel mit dem heiligen Viktor als palmetragendem Märtyrer und von der allgemeinen, durch Rumold als Sprachrohr des Dichters in nuce formulierten Friedensbotschaft des „Nibelungenlieds“ unterstützt.
In einem der Dunkelmännerbriefe richtet ein Magister Petrus Hafenmusius an den Kölner Ortwin Gratius die Frage, ob man die lateinische Grammatik ex poetis saecularibus erlernen müsse, um das ewige Heil zu erlangen. Zwangsläufig geraten die Humanisten ins Visier des Hafenmusius.
Michael Seggewiß’ Buch über ‚Natur‘ und ‚Kultur‘ in der europäischen „Tristan“-Tradition des 12. und 13. Jahrhunderts ist die überarbeitete Fassung seiner 2008 bei Tomas Tomasek in Münster abgeschlossenen Dissertation. Im Zentrum der Studie steht die These, Gottfried von Straßburg habe programmatisch eine dialektische Synthese der potentiell antagonistischen Bereiche von ‚Natur‘ und ‚Kultur‘ formuliert.
Der von Hans Jürgen Scheuer und Ulrike Vedder herausgegebene Sammelband „Tier im Text. Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen“ ist aus einer gleichnamigen Ringvorlesung an der HU Berlin im Wintersemester 2013/14 hervorgegangen. Er verzeichnet ein breites Spektrum an Perspektiven auf das Tier in vor allem literarischen künstlerischen Erzeugnissen.
Schon der Einband des vorliegenden Sammelwerkes macht anschaulich, um was es geht. Ihn ziert ein Ausschnitt des Aquarells „Lazarillo, der Schelm“ von Michael Mathias Prechtl. Der Leser sieht das Gesicht Lazarillos, das von mehreren Narben durchkreuzt wird. Das linke Auge ist geschwollen und geschlossen, das rechte starrt den Betrachter an. Die linke Kopfhälfte ist mit struppigem Haar bedeckt, die rechte rasiert.
In der Skandinavistik und Anglistik haben die fächereigenen Riesen der Literatur des Mittelalters in den letzten Jahren wesentlich mehr Aufmerksamkeit erhalten als in der Germanistik. Tina Marie Boyers aktuelle Monografie beginnt, dort eine Forschungslücke zu schließen. Für den aktuellen Forschungsstand des Themenkomplexes in der germanistischen Mediävistik sind neben vielen Aufsätzen zu Teilthemen (zahlreich v. a. zum „Eckenlied“) zwei Monografien maßgeblich.
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