DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2012.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2012 |
Veröffentlicht: | 2012-06-26 |
Der Beitrag untersucht die beiden journalistischen Projekte Kleists, den „Phöbus“ und die „Berliner Abendblätter“, in Bezug auf unterschiedliche Darstellungsverfahren und auf ihr Verhältnis zu den publizistischen und historischen Kontexten um 1800. Hierfür werden mehrere Texttraditionen und -formen überprüft, die bislang nicht oder wenig wahrgenommen wurden, für Kleist jedoch entscheidend sind. Gerade die Menge und Verschiedenartigkeit der bedienten Gattungsmuster bezwecken nicht nur eine vordergründige Unterhaltung beim Lesen, sondern auch die kritische Reflexion aufklärungsphilosophischer und politischer Voraussetzungen.
Der Artikel geht der kommunikativen Dynamik von Gerüchten in Heinrich von Kleists literarischen und journalistischen Texten nach. Einerseits spielen Gerüchte eine wichtige Rolle in Kleists Dramen, in denen sie als schwer zu kontrollierende Rede des Volks erscheinen. Andererseits tauchen Gerüchte in einer Vielzahl von Texten unterschiedlicher Gattung auf, die Kleist in den „Berliner Abendblättern“ publiziert hat. Der erste Teil des Artikels analysiert, wie Gerüchte in Kleists Drama „Die Familie Schroffensein“ produziert und verbreitet werden. Hierauf baut der zweite Teil auf, der die kommunikative Dynamik von Gerüchten, ihre Form und ihre Funktion in den „Berliner Abendblättern“ untersucht.
Mit dem Auftritt des Elefanten in der Mummenschanz des ersten Aktes von Goethes „Faust II“ halten stilistische Elemente Einzug in den Text, die auf die Erzählkunst des Orients verweisen. Der vorliegende Aufsatz diskutiert Bezüge der Elefanten-Szene zum kolonialen Diskurs des 19. Jahrhunderts und ihre mögliche Bedeutung in den postkolonialen Auseinandersetzungen unserer Gegenwart.
Kann Lyrik politisch sein – vielleicht sogar politischer als die sogenannte engagierte Literatur? Ist politische Literatur nur eine Frage der Inhalte, oder gibt es auch Formen des Sprechens, die als politisch gelten können? Aus den vielfältigen Möglichkeiten, darauf eine Antwort zu finden, will der vorliegende Aufsatz zwei extreme, ja fast konträre Modelle herausgreifen und gegeneinander antreten lassen: die politische Literatur der westdeutschen 60er Jahre und die Poetologie eines Autors, der zu dieser Zeit noch in der östlichen Hälfte Deutschlands lebte und damit unter völlig anderen Bedingungen schrieb: Günter Kunert.
Während sich die bisherige Forschung zu Wolfgang Hilbig vor allem auf seine Prosa konzentriert hat, rekonstruiert der vorliegende Beitrag einen wesentlichen Strang seiner Poetologie aus dem lyrischen Frühwerk. Er zeichnet nach, wie Hilbig am Motiv des Wassers eine topologische Struktur von Oberfläche und Tiefe entwickelt, an der sich hermeneutische und gattungspoetische Reflexionen paradigmatisch verschränken. Das Potential unterschiedlicher Textformate als Instrumente des Verstehens wird hier an poetisch inszenierten Leseprozessen durchgespielt, die Grenzen und Aporien von Sprache und Text demonstrieren und reflektieren.
Beizeiten schon ist auf eine Zäsur im Schaffen des Schriftstellers Peter Handke hingewiesen worden, die seine spätere Werkphase von den Arbeiten der Anfangsjahre trennt und weitgehend einhellig von Literaturwissenschaft und -kritik auf das Ende der 1970er Jahre datiert wird. Im Prosawerk des Dichters ist dieser Einschnitt vor allem durch eine veränderte Erzählweise zu begründen, die auf der Oberfläche der edierten Textfassungen analysiert werden kann. Der vorliegende Aufsatz setzt sich hingegen zum Ziel, die werkgeschichtliche Zäsur über eine Rekonstruktion der literarischen Schreibprozesse zu erklären, die für die Genese seiner Texte bestimmend waren. Zudem sollen von der dichterischen Arbeitsweise her die Gründe jener Schreibkrise einsichtig gemacht werden, der Handkes Schaffen zur selben Zeit ausgesetzt war.
„Der Deutscheste der Deutschen“ sei der Dichter Friedrich Hölderlin, schreibt Martin Heidegger im Jahr 1934. Gelesen, rezitiert und kultiviert als der Dichter frommer Innerlichkeit war Hölderlin der Poet der deutschen Niederlage: Stalingrad markierte den Gipfel seines Ruhmes. Die weltabgewandte Versenkung in Hölderlin-Verse half, einem verbrecherischen Krieg die „Aura von Größe und Tragik“ (7) zu verleihen. Hölderlin als falsche Therapie, im Dienst von Gewalt und Vernichtung: Dies ist die Katastrophe, deren literarischen und philosophischen Auswirkungen Robert Savage in seinem hervorragenden Buch über „Hölderlin nach der Katastrophe“ nachgeht.
Texte entwerfen Bilder im Sinne eines Vorstellungsraumes, sie evozieren beim Leser innere Bilder, und schließlich bedient sich jede Form von Literatur rhetorischer Figuren, die argumentative oder ästhetische Kohärenz erzeugen. Wie aber, so lautet die Kernfrage in Ralf Simons „Der poetische Text als Bildkritik“, werden spezifisch poetische Bilder in der Dichtung erzeugt und wie lassen sie sich texttheoretisch bestimmen? Warum eine Antwort dringlich geboten scheint, erläutert Simon im Rückgriff auf Roman Jakobsons Forderung, „der Gegenstand der Wissenschaft von der Literatur“ sei „nicht die Literatur, sondern das Literarische, also das, was das betreffende Werk zu einem literarischen Werk macht.“
Im „Liebesschweifen“, dem schnellen Wechsel von Affekten und Begehrenskonstellationen gleichen bei Roland Barthes die Objekte des Begehrens einander nie zur Gänze. Zwar scheint die Serie des Scheiterns unserer Liebe zu ihnen reichlich monoton, in dieser Wiederholung aber maximiere sich die Unterscheidungsfähigkeit, so Barthes, es entstehe eine Aufmerksamkeit für die Nuance.
Die Pop-Debatte innerhalb der Kulturwissenschaften und der Germanistik hat häufig genau zwei Generationen von Pop-Schreibern zum Anlass der Auseinandersetzung genommen: Entweder die Suhrkamp-Autoren der 1980er – Goetz, Meinecke, Neumeister – oder deren Epigonen, die KiWi-Autoren der 1990er – Kracht, Stuckrad-Barre, Blessing usw. Andere Beschäftigungen mit Pop widmen sich oft der Aufarbeitung eines subkulturellen Milieus wie zum Beispiel dem Jack-Smith-Festival im Berliner Hebbel-am-Ufer im November 2009, bei dem es unter anderem darum ging, die Produktionsformen von Smith als Gegenmodell zu Warhols Factory zu etablieren. Auch wenn in diesem Kontext Schlüsselbegriffe der Pop-Diskussion wie ,Glamour‘ bearbeitet wurden, laufen solche Untersuchungen nur selten auf die Erarbeitung historischer Anschlusspunkte hinaus.
Um unseren Webauftritt für Sie und uns erfolgreicher zu gestalten und
Ihnen ein optimales Webseitenerlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Das sind zum einen notwendige für den technischen Betrieb. Zum
anderen Cookies zur komfortableren Benutzerführung, zur verbesserten
Ansprache unserer Besucherinnen und Besucher oder für anonymisierte
statistische Auswertungen. Um alle Funktionalitäten dieser Seite gut
nutzen zu können, ist Ihr Einverständnis gefragt.
Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Notwendige | Komfort | Statistik
Bitte wählen Sie aus folgenden Optionen: