DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2019.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2019 |
Veröffentlicht: | 2019-06-17 |
Die Form des Textes, den Goethe für sein eigentliches Hauptwerk hielt – „Zur Farbenlehre“ –, wurde von der Forschung weitgehend vernachlässigt. Dieser Befund dürfte überraschen angesichts der enormen Bedeutung, die Goethe der formalen Gestaltung seines Werks beimaß. Die Rahmenthese des folgenden Beitrags lautet: Für Goethe bildet die kleine Form des Paragraphen ein strategisches Mittel, spezifische methodologische Desiderata zu berücksichtigen. Genauer gesagt erlaubt die kleine Form dem Leser ein erstpersönliches Nachspüren und Wiederholen von Experiment-Reihen.
Oskar von Redwitz’ Erfolgsbuch „Amaranth“ (1849) ist als zentrale Schnittstelle zwischen der liberalen burschenschaftlichen Kultur und der versepischen Tradition des 19. Jahrhunderts zu entdecken. Anhand mehrerer „Amaranth“-Parodien wird ein von Heyse bis Scheffel reichender Typus des Studentenepos sichtbar, der sich durch einen studentischen Protagonisten (oder einen entsprechenden historischen Vorläufer) und burschenschaftliche Sitten oder Fachbegriffe, aber auch durch eine akademisch geschulte weltanschauliche Ausrichtung zu erkennen gibt.
Arthur Schnitzlers Drama „Professor Bernhardi“ (1912) verhandelt verschiedene Rhetoriken, die sich um das handlungsauslösende Moment – der Arzt Bernhardi verweigert einem Priester, einer sterbenden Patientin die Beichte abzunehmen – herum gruppieren. Unterscheiden lassen sich in den Figuren eine opportunistische (Flint), eine ethische (Pflugfelder) und eine ironische Rhetorik (Bernhardi).
Der Aufsatz versucht eine neue Perspektive auf Ernst Jüngers „Sizilischer Brief an den Mann im Mond“ und die darin entwickelte Abstraktionsästhetik zu werfen. Da eine dezidiert narratologische Analyse ein Desiderat in der Forschung zu dem Text darstellt, versucht der Beitrag nachzuvollziehen, wie die im Brief erstrebte Stillstellung der Dinge in der Abstraktion im notwendig zeitgebundenen Erzählen dargestellt werden kann. Im Kern zeigt die Analyse, dass der Brief Abstraktion zwar durch eine optische Semantik des Stillstands einführt, textuell jedoch als ein zeitliches Phänomen vermittelt und so allererst erzählen kann. Damit illustriert der Brief die notwendige Dialektik des abstrakten Sehens, das als Stillstellung allererst von der Bewegtheit der Phänomene her verständlich ist.
Vor dem Hintergrund der interkulturellen Literaturwissenschaft, die bereits um die Jahrtausendwende das hohe Maß an Differenzierung und Nuancierung erkannt hatte, das Döblins Charakterisierung der indigenen Kulturen in seinem südamerikanischem Roman eignet, geht dieser Beitrag der Frage nach, woher Döblin eigentlich seine Kenntnisse von diesen Kulturen bezogen hat und wie er die so erworbenen Informationen im Roman bearbeitet hat.
Beim Begriff ‚Arbeit‘ handelt es sich, wie Niklas Luhmann Ende der 1980er Jahre einmal angemerkt hat, um „eine diffuse Kategorie“, die sich von Ökonomie oder Soziologie bei aller Anstrengung nicht so recht auf einen Nenner bringen lassen mag. Der Umstand, dass zwei Personen der gleichen Tätigkeit nachgehen, bedeutet nicht, dass diese Tätigkeit in beiden Fällen Arbeit ist, als Arbeit erfahren oder von der jeweiligen Kultur als Arbeit betrachtet wird.
Juliane Vogels neueste Monographie liest das Drama ausgehend von einer gleichermaßen zentralen wie bisher kaum beleuchteten Operation: dem Auftritt. Sie nimmt dazu dezidiert einen Blickwinkel ein, der jenseits einer von Aristoteles geerbten Perspektive auf das Theater liegt. Dass dessen Poetik nämlich die Konzeption des Dramas um die Frage des Mythos hatte gravitieren lassen, ist für die Geschichte des Theaters auf mehr als nur eine Weise prägend geworden: Sein Entwurf des Bühnengeschehens als Nachahmung einer in sich geschlossenen Handlung, die den Charakteren vor allem die Rolle vorschreibt, eben diese Handlung voranzutreiben, hat nicht nur Poetik und Praxis des Theaters, sondern auch die Perspektiven der Forschung maßgeblich gelenkt.
Dass ein über 500 Seiten starker Sammelband mit dem Titel „Arno Schmidt und das 18. Jahrhundert“ interessante und auch neuartige Dinge über den Bargfelder Autor bereithält, dürfen Leserinnen und Leser mit Recht erwarten. Etwas anders sieht es allerdings mit etwaigen innovativen Einsichten über das 18. Jahrhundert aus. Zwar ist immer wieder einmal die Rede davon, dass Schmidts berühmter Gegenkanon bis dahin weitgehend übersehener Autoren der Aufklärung und der Romantik den Blick auf die Literatur dieser Zeit nachhaltig verschoben habe.
Das Aufkommen neuer Theorien des Lebens und des Lebendigen im Zuge der epistemischen Umbruchsphase ,um 1800‘ steht bereits seit Längerem im Fokus literatur- und kulturwissenschaftlicher Forschung. Die enge Vernetzung ästhetischer Theorien und Praktiken mit naturwissenschaftlichen Diskursen des Zeitraums erwies sich dabei besonders für wissenspoetologische Fragestellungen ergiebig, wie sie dies- und jenseits des Atlantiks seit der Jahrtausendwende verstärkt aufgenommen wurden, u.a. unter Begriffen wie ,Lebenswissen‘ (Eke), ,Biopoetics‘ (Crooke) oder ,Bioaesthetics‘ (Strathausen).
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