Alexander Honolds „Die Tugenden und die Laster. Die Leute von Seldwyla“ ist eine detaillierte Studie des berühmten Novellenzyklus von Gottfried Keller. Die Novellen – die ersten fünf wurden 1856 veröffentlicht, die letzten fünf im Jahr 1874 – zeichnen die Schicksale verschiedener Außenseiter in einer fiktiven Schweizer Stadt nach, in der Kredit der einzige Wirtschaftszweig ist und das Trinken des vorzüglichen regionalen Weins die bevorzugte Kurzweil darstellt. Das Buch ist Teil einer Welle des in den letzten zwei Jahrzehnten wieder angewachsenen wissenschaftlichen Interesses an Keller, die mit einer kürzlich an der Universität Zürich abgehaltenen Konferenz anlässlich des 200. Geburtstages des Dichters ihren Höhepunkt erreicht hat. Und dennoch ist Honolds Werk eine der wenigen umfassenden Studien des Schweizer Autors seit den 80er Jahren, als Gerhard Kaisers einflussreiche Lektüre veröffentlicht wurde. Kellers Platz am Firmament der deutschsprachigen Autoren ist heute letztlich derselbe wie vor fast hundert Jahren, als Walter Benjamin feststellte, dass die „neu-alt Wahrheit“ Kellers stilistischer Exzellenz zu alt sei, um irgendjemanden zu interessieren, und zu spät eingestanden wurde, um irgendjemanden zu verpflichten, sie zu lesen.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2019.04.10 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2019 |
Veröffentlicht: | 2019-12-06 |
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