| Lizenz: | ESV-Lizenz |
| ISSN: | 1868-7806 |
| Ausgabe / Jahr: | 4 / 2025 |
| Veröffentlicht: | 2025-12-15 |
Ausgehend von der in J.W. Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (1795/96) gebrauchten Unterscheidung von ‚inneren‘ und ‚äußeren Verhältnissen‘ der literarischen Komposition rekonstruiert der Aufsatz einen poetologischen Begriff des Motivs. Im Zentrum steht die These, dass Goethe anhand der Kategorie des Motivs hier nicht etwa ein thematologisches Interesse verfolgt, sondern die Frage der Form reflektiert, in der eine dramatische Handlung als Form realisiert werden kann.
Das ‚lyrische Wir‘ hat in den letzten Jahren in der englischen Philologie vermehrt Aufmerksamkeit gefunden, weil es Ein- und Ausschlussverfahren literarisiert, die in einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft relevant erscheinen.
Dieses Essay kultiviert den Begriff des literarischen Familienarchivs. Obgleich sich um 1800 die kulturelle Praktik des Nachlasses konstituiert, überdauern Manuskripte oftmals in einerseits unbestreitbar wertvollen, aber andererseits äußerst verlustanfälligen Familienarchiven.
Der Beitrag rekonstruiert, wie Armin Mohler Benns Prestige für den Versuch der Formierung eines rechtsintellektuellen Lagers in der frühen BRD fruchtbar macht. Später zeichnet Mohler Benn als Faschisten schlechthin, um ein spezifisches Modell des Faschismus zu rehabilitieren, und entwickelt daraus einen Persönlichkeitsentwurf für gewaltaffine Rechtsradikale. Diese beiden Benn-Bilder sind noch heute im neurechten Kreis um Götz Kubitschek nachweisbar.
Der 1950 geborene, einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannte Lyriker und Essayist Rolf Schilling genießt in der literaturaffinen ‚Neuen Rechten‘ hohes Ansehen und kooperiert eng mit einschlägigen publizistischen Akteuren. In seinem Revitalisierungsversuch eines ‚ästhetischen Fundamentalismus‘ erkennt die ‚neurechte‘ „Erzählgemeinschaft“ (Felix Schilk) – wie eine Rekonstruktion der Rezeption und des Netzwerks Schillings von den frühen 1990er Jahren bis zur unmittelbaren Gegenwart zeigt – prädestinierte Erzähl- und Identifikationsangebote.
Der Beitrag wirft einen Blick auf einschlägige historische Romane der Gegenwart und fragt nach ihrer Zugehörigkeit zum Boom eines Neuen Historismus. Mittels der Absage an ein einheitliches Geschichtsbild und der Aufbereitung von Vergangenheiten, die zur eigenen Erzählgegenwart in keinem Verhältnis stehen, wird der historische Roman als Ausdruck eines ‚Präsentismus‘ begriffen, der der Geschichte keine kulturelle oder gesellschaftliche Orientierungsleistung mehr abgewinnen will.
Buchdruck und serielle Literatur formen seit jeher die Wahrnehmung von Zeit: François Rabelais beschloss 1532 den ersten Teil seines Zyklus „Pantagruel et Gargantua“ mit einem Hinweis auf die herbstliche Weinlese und versprach eine Fortsetzung zur Frankfurter Frühjahrsmesse. Im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert nahm die Formung der Zeitwahrnehmung durch Printmedien aber ein vorher nicht gekanntes Ausmaß an.
Es ist in der Tat ein erstaunlicher Befund: Seit Karl Viëtors Studie „Geschichte der deutschen Ode“ (München 1923) ist die Odendichtung nicht mehr Gegenstand einer monographischen Untersuchung geworden, die die Entwicklung dieser traditionsreichen Textsorte auf der methodischen Höhe der zeitgenössischen Germanistik nachverfolgt. Rund einhundert Jahre später liegt mit der Studie von Michael Auer eine Arbeit vor, die dieses Desiderat schließt.
Zu der interessanten Frage, wie in der Literatur der Frühen Neuzeit über Krankheit gesprochen wird und wie sich der medizinische Diskurs in ihr Gehör verschafft, sind bereits einige Publikationen zu verzeichnen, an die Grütters Dissertation mit einem eigenen Zugriff anknüpft. Dichtung und Medizin liegen in der Frühen Neuzeit nahe beieinander, waren doch die angehenden Mediziner durch das Trivium als selbstverständlichem Teil des Studiums literarisch gebildet und ambitioniert.
Selten ist mir die Bereitschaft, mich auf ein Buch einzulassen, so fragwürdig geworden wie in diesem Fall. Sein Verfasser tritt nicht als „Literaturwissenschaftler sui generis“ auf, sondern als diversitätssensibler Kulturhistoriker, der sich dem zuwendet, was die Lessing-Philologie bislang nicht oder nicht gebührend beachtet hat. Lessings Werk, so der zentrale Gedanke, ist divers – zu vielgestaltig, als dass es sich vereinheitlichend darstellen ließe, und zu sehr an der „Unterschiedlichkeit der Menschen“ interessiert, um nicht nach einer diversitätstheoretischen Perspektive zu verlangen.
Die Themen Heimat und Zugehörigkeit haben vor dem Hintergrund globaler Mobilität und Migration im 21. Jahrhundert nicht nur im öffentlichen politischen Diskurs, sondern auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften Konjunktur. In der Literaturwissenschaft gilt dabei besondere Aufmerksamkeit dem genuin literarischen, archetypischen Motiv der Heimkehr, dessen je eigene Ausprägungen im Wandel geeignet sind, zeittypische gesellschaftliche wie literarische Entwicklungen zu veranschaulichen.
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