Urs Widmers 2004 erschienener Roman „Das Buch des Vaters“ stellt eine literarische Auseinandersetzung mit dem Erbe des Vaters dar. Bestimmend hierfür ist die Figur der Metalepse, die gemäß einer Logik der Umkehr das Spätere dem Früheren vorordnet: Angelegt als Lebensbuch des Vaters (das „weiße Buch“) geht die Konstruktion des Romans vom Verlust dieses weißen Buchs aus, um es als Literatur (aus der Feder des Sohnes) „noch einmal“ zu schreiben. Als eine metaleptische „Rhetorik der Persuasion“ (de Man) erprobt „Das Buch des Vaters“ gegen die Logik zeitlicher Nachfolge und gegen den Tod des Vaters die evokative Macht literarischer Hypotypose; als Verhandlung eines literarischen Erbes des Vaters bietet der Roman, indem er in der Literatur des Sohnes die Erfüllung des väterlichen Lebens und Schreibens erzählt, einen pointierten Gegenentwurf zu klassischen Theorien des literarischen Erbes im Ausgang von ihrer „testamentarischen Funktion“ (Derrida). In der Erfindung des weißen Buchs verdichtet sich dieses metaleptische Erbe der Literatur: als – in der Fiktion – authentische Referenz, die verloren geht, um die Literatur, den Roman des Sohnes, als Statthalter einzusetzen.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2020.04.05 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2020 |
Veröffentlicht: | 2020-12-11 |
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