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Sultansbrief und Fastnachtspiel

  • Christiane Ackermann

Der Beitrag schlägt vor, das sogenannte „Turken vasnachtspil“ aus dem Rosenplüt-Corpus entschiedener als bisher in den Zusammenhang eines medialen Perspektivenwechsels zu stellen, der sich anhand der Entwicklung von Spiel und Drama auch generell im Übergang von Mittelalter und Neuzeit beobachten lässt. In ihm erscheint das historische Bild ‚des Türken‘ nicht als das Ergebnis, sondern als die Voraussetzung eines komplexen Projektionsmechanismus, der sich von der Bühne auf das Publikum richtet. Das Bild ‚des Türken‘ erscheint im medialen Dispositiv des Dramas als die Vorbedingung der kulturellen Selbstkonstitution. Speziell für das Rosenplütsche „Turken vasnachtspil“ vollzieht sich dieser Mechanismus über die mediale Transformation der sogenannten Sultansbriefe sowie der Botenkommunikation, die im dramatischen Rahmen eine neue performative Wirksamkeit erhalten und an denen sich bereits die zentralen Aspekte des genannten Projektionsverfahrens abzeichnen. Das Spiel bindet die medialen Bildeffekte der Brief- und Botenkommunikation ein und bringt sie performativ neu zur Geltung.

The article suggests that the so-called “Turken vasnachtspil” (‘Turkish carnival play’) from the Rosenplüt corpus should be placed more emphatically than has previously been done in the context of a change in media perspective – a change which can also be observed generally in the transition from the Middle Ages to the modern era in the development of play and drama. In the context of this change, the historical image of ‘the Turk’ appears not as the result of, but as the prerequisite for a complex projection mechanism which is directed from the stage to the audience. In the medium of the drama the image of ‘the Turk’ appears as the precondition for cultural self-constitution. Especially in Rosenplüt’s “Turken vasnachtspil”, this mechanism takes place via the medial transformation of the so-called Sultan’s letters and through messenger communication; in a dramatic setting they unfold a new performative effectiveness. The central aspects of the aforementioned projection process are already evident in this. The play integrates the medial image effects of letter and messenger communication and brings them to bear in a new way.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2021.01.04
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 1 / 2021
Veröffentlicht: 2021-04-14

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