„Was Prosa eigent. sei, hat noch niemand gesagt.“ Dieser Bemerkung aus Friedrich Schlegels „Fragmenten zur Litteratur und Poesie“ von 1797 ist bis heute wenig hinzuzufügen. Im Unterschied zu Schlegel blicken wir heute allerdings auf die immense Erfolgsgeschichte zurück, die literarische Prosagattungen im 19. und 20. Jahrhundert begründet haben und in deren Licht es um so erstaunlicher erscheint, dass der Begriff der Prosa nach wie vor theoretisch unterbestimmt ist – es sei denn, man erklärte den Befund selbst zum Teil der Definition und stellte fest, dass es eben diese Unbestimmtheit gewesen ist, die der modernen Prosa ihre Karriere ermöglicht hat: Formale wie inhaltliche Ungebundenheit, Nüchternheit und Rationalität der Darstellung sowie die Lizenz zur nahezu unbegrenzten Reflexion und Digression stehen in offensichtlicher Wechselwirkung mit Bedingungen und Erwartungen von Schreiben und Lesen in bürgerlichen Gesellschaften – und haben sich noch als mit deren postmodernem Rearrangement bestens kompatibel erwiesen.
| Lizenz: | ESV-Lizenz |
| ISSN: | 1868-7806 |
| Ausgabe / Jahr: | 2 / 2015 |
| Veröffentlicht: | 2015-06-26 |
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