Der Beitrag erprobt eine doppelte Lektürestrategie zwischen erzählter Ökonomie und Erzählökonomie in Geschichte und Erzählung. Sie geht für den „Fortunatus“ von dessen zentralem ästhetischen Objekt aus, das den axiologischen Kern des ökonomischen Mythos im Text darstellt. Anhand dieses Objekts erweist sich das, was man aus moderner Sicht für einen Roman halten möchte, als frühneuzeitliches Drama, die dargestellte Welt als ein Theater, in dem die Figuren als dramatis personae eines Spiels erscheinen. Technisch gesehen lässt sich das Spiel prosaisch als Geschichte lesen, dann produziert es indes nur endlose Sinnlosigkeit. Einem ganzheitlichen Handlungsverständnis könnte sich dagegen anderes zeigen: ein Lektüreweg der Erzählung, der durch topische Räume führt, die als Gedächtniskammern voller Bedeutung sind und die im narrativen Prozess zu dramatischen Erinnerungsräumen werden. Zur Kartierung dieses doppelten Effekts, der in der Literatur beginnt und sich in der Literaturwissenschaft im Spannungsverhältnis von realistischer und topologischer Perspektive wiederholt, macht der Beitrag einen Begriffsvorschlag: den des Katalogs. Schon am Beispiel der vormodernen „Fortunatus“-Prosa läuft er auf das Anerkenntnis hinaus, dass ästhetische Formen des Wissens die moderne Denkökonomie über die semantischen Möglichkeiten ihrer blinden Stellen aufklären können.
The article explores a double reading strategy between narrated economy and narrative economy in story and discourse. For “Fortunatus” it starts from its central aesthetic object, which can be seen as the axiological core of the economic myth in the text. What one would like to think of as a novel from a modern point of view turns out to be an early modern drama on the basis of this object, the depicted world as a theatre in which the characters appear as dramatis personae of a play. Technically, this play can be read prosaically as a narrative, but then it only incessantly gives the impression of sencelessness. A holistic understanding of plot, on the other hand, might reveal something else: a reading preserved by narration that leads through topical spaces that are meaningful as memory chambers and become dramatic memory spaces in the narrative process. To map this double effect, which begins in literature and is repeated in literary studies in the tension between realistic and topological perspectives, the article proposes a concept: that of the catalogue. Already using the example of pre-modern “Fortunatus”-prose, it amounts to the realisation that aesthetic forms of knowledge can enlighten the modern economy of thought about the semantic possibilities of its blind spots.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2023.03.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2023 |
Veröffentlicht: | 2023-09-26 |
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