Der Aufsatz widmet sich einem seit Jacob Grimm (1826) bekannten, bislang aber ungelösten Problem der mhd. (und mnl.) Wortbildungslehre, Syntax und Lexikographie: einer Reihe von Adjektiven und Adverbien, die mit dem an sich steigernden Präfix bor(e)- gebildet sind, aber in verneinender Bedeutung gebraucht werden können. Die Untersuchung zeigt, dass die Bildungen im Ahd. nur in negierten Sätzen und stets in der Stilfigur der Litotes vorkommen. Diese litotische Bedeutung der bor(e) Bildungen war bereits lexikalisiert, als sich der Wandel von der ahd. zur mhd. Negationssyntax vollzog, wie das Fehlen von niht in durch ne/en negierten Sätzen mit bor(e)-Bildungen im Frühmhd. zeigt; ne/en ist hier also pleonastisch geworden. Im Mhd. und Mndld. konnten die bor(e)-Bildungen daher dann auch in nicht verneinten Sätzen in verneinendem Sinn gebraucht werden.
The essay is devoted to a problem of MHG (and Middle Dutch) word-formation, Syntax and lexicography, which has been known since Jacob Grimm (1826), but which has so far remained unsolved: a series of adjectives and adverbs, formed with the essentially intensifying prefix bor(e), which can, however, also be used in a negative sense. The study shows that, in OHG, the formations occurred only in negated sentences and always in the rhetorical figure of litotes. This litotic meaning of the bor(e) formations was already lexicalized when the change from OHG to MHG Syntax of negation took place, as is shown by the absence of niht in bor(e)-formation sentences negated by ne/en in Early MHG; thus, ne/en has here become pleonastic. In MHG and Middle Dutch, the bor(e)-formations could therefore also be used in a negative sense in non-negated sentences.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2010.03.04 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2010 |
Veröffentlicht: | 2010-12-01 |
Seiten 363 - 383
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