Der Beitrag schlägt vor, den zeitlich paradoxen ästhetischen Intensivierungseffekt verstetigter Neuartigkeit als poetische Emergenz zu bezeichnen und wendet den Begriff in einem Versuch narratologisch angeleiteter Lyrikanalyse auf die Poetik Morungens im Allgemeinen und auf das „Narzisslied“ im Besonderen an. In dem für Morungen spezifischen Verhältnis von Visualität und Klanglichkeit erweist sich nicht nur, wie Zeit prinzipiell narrativ vorkonstruiert werden muss, um immer neu überschritten zu werden. Das „Narzisslied“ zeigt überdies, wie sich die mediale Qualität des anti narrativen lyrischen Diskurses hier darüber bestimmt, visuelle Distanz durch die Kontaktkategorie des Klanges aufzuheben. In der Wechselbeziehung von unberührbarem Bild und ständig erneuerter Klage emergiert das „Narzisslied“, analog zur doppelten Mythenkonstruktion in Ovids „Metamorphosen“, schließlich als ‚Morungens Echo‘.
This paper proposes to describe the paradoxical aesthetic intensification effect of constant novelty as poetic emergence and uses the term in a narratologically oriented literary analysis of the poetics of Morungen's lyric poetry in general and of his “Narcissus Song” in particular. The specific relationship of visuality and sonority in Morungen's work shows not only how time must in principle be preconstituted through narrative in order to be exceeded again and again. The “Narcissus Song” also shows how the medial quality of the anti-narrative lyrical discourse can be used to overcome visual distance by means of the contact category of sound. In the interaction of untouchable image and constantly renewed lament the “Narcissus Song” finally emerges as “Morungen's Echo”, analogous to the dual myth construction in Ovid's “Metamorphoses”.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2010.03.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2010 |
Veröffentlicht: | 2010-12-01 |
Seiten 321 - 345
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