Die Arbeit hat zwei herausragende Verdienste: Erstens bietet sie eine Methodologie zum Erkennen von Sprichwörtern in historischen Sprachstufen, zweitens identifiziert und interpretiert sie Sprichwörter in einem überschaubaren und einigermaßen homogenen Textkorpus, der politischen Lyrik des Mittelalters.
Der erste Teil, der an eine ältere Arbeit des Verfassers anschließt (W.H. [1990]: Sprichwortartige Mikrotexte. Analysen am Beispiel Oswalds von Wolkenstein. Göppingen) ist von allgemeiner Relevanz nicht nur für parömiologische Studien, sondern auch für die historische Phraseologie (insbesondere des Deutschen), und verdient daher über die mediävistische Fachwelt hinaus Beachtung. Ausgangspunkt der Überlegungen ist die – in meinen Augen plausible – These, daß bei älteren Texten die Echtheitsfrage im üblichen Sinn eine untergeordnete Rolle spielt. Da in den seltensten Fällen Mehrfachbelege für ein Sprichwort in exakt identischer Formulierung vorliegen und für die älteren Zeiten auch keine zeitgenössischen Sprichwortsammlungen vorhanden sind, ist die Frage, ob eine sprichwortverdächtige Formulierung tatsächlich ein volksläufiges Sprichwort ist, gar nicht beantwortbar. Natürlich sind andere Belege mit ähnlichem Wortlaut eine Stütze der Argumentation, aber sie können nicht das einzige und ausschlaggebende Moment der Identifizierung sein. Es muß also vor allem darum gehen, textinterne Kriterien zu finden, die das Vorliegen eines Sprichwortes zumindest wahrscheinlich und plausibel machen. Das gilt übrigens in genau gleicher Weise für den gesamten Bereich der Phraseologie. Die anhand solcher Kriterien gewonnenen Formulierungen nennt der Verf. in – wohl übertriebener – terminologischer Vorsicht nicht „Sprichwörter“, sondern „sprichwortartige Mikrotexte“.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.1998.03.16 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 1998 |
Veröffentlicht: | 1998-07-01 |
Seiten 449 - 452
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