„Oft handwerklich unbeholfen, seriell produziert und inhaltlich stereotyp nutzen die Minnereden des Spätmittelalters vorwiegend formelhafte Wendungen und schematisch vorgegebene Abläufe, sie neigen außerdem zu immer denselben moralischen Ermahnungen und zeichnen ein weitgehend einsinniges und beschränktes Weltbild – kurz: wären es neuzeitliche Texte, würde man sie zur ‚Trivialliteratur‘ rechnen.“ Ludger Lieb (Dresden) und Otto Neudeck (München) warben in ihrem Exposé, aus dem hier zitiert wurde, nicht mit ästhetischen Verlockungen um Referenten und Teilnehmer, sondern mit ihrem Gegenteil: mit Texten, denen sich die Forschung gerade unter diesen Voraussetzungen bisher kaum ernsthafter zugewandt hat, als ein Urteil über ihre fehlende ästhetische Qualität zu fällen, welche wir von den sonst immer wieder im Blickpunkt stehenden mittelalterlichen Texten des Kanons gewohnt sind. Dieser provokante Auftakt schulte indes drei Tage lang den Blick für die literaturhistorischen, kulturanthropologischen und kommunikationssoziologischen Voraussetzungen, die die Produktion und Rezeption der Minnereden bestimmen. Um diese neu zu perspektivieren, wurde aus heuristischen Gründen auf den Begriff der ‚Trivialität‘ zurückgegriffen. ‚Trivialität‘ sollte – so die Anforderung des Exposés – zum einen als textimmanentes Merkmal und zum anderen hinsichtlich ihrer Funktion in der kulturellen Praxis befragt werden. Beide Aspekte sind im Programm des Kolloquiums, das von der Fritz Thyssen Stiftung finanziert wurde, zwischen „Konventionalität“ und „Formen der Partizipation“ angelegt. Aus der Retrospektive lassen sich die Beiträge unter drei systematischen Schwerpunkten subsumieren.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2005.03.11 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2005 |
Veröffentlicht: | 2005-07-01 |
Seiten 459 - 460
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