Der Anspruch des vorzustellenden Buches, einer im Jahr 2003 an der Universität Münster angenommen Habilitationsschrift, ist kein geringerer als die Begründung eines Paradigmenwechsels in der Sprachgeschichtsschreibung – der Verfasser wirbt „für einen radikal anders gewendeten Blick auf Sprachgeschichte“ (S. 13), um „die Sprachgeschichte des Neuhochdeutschen in konzeptioneller Hinsicht vom Kopf auf die Füße zu stellen“ (S. 473). Teil I skizziert das Programm: Während die traditionelle Sprachgeschichtsschreibung „von oben“ bislang primär an der normierten schriftsprachlichen Leitvarietät interessiert war und alltagssprachliche Texte im Allgemeinen, insbesondere aber solche aus den unteren gesellschaftlichen Schichten, vernachlässigt hat, will Elspaß „Grundformen, Varianten und Entwicklungstendenzen in der neuhochdeutschen Alltagssprache“ unterhalb der vermeintlich einheitlichen Schriftsprache beschreiben (S. 20). Damit verbunden ist das Ziel einer Rekonstruktion der Schreibprozesse und Sprachkonflikte vor dem Hintergrund unterschiedlicher soziokultureller Einflussfaktoren (S. 21). Das sprachliche Material bilden Aufzeichnungen und Briefe von Ausgewanderten und deren Angehörigen, die zwar in großer Zahl vorliegen, für sprachhistorische Forschungen bislang aber kaum nutzbar gemacht wurden. Diese Texte bieten authentische Quellen für „dialogische Alltagssprache im privaten Nähebereich“ (S. 20), wobei insbesondere Autoren ohne nennenswerte Schreibroutine und mit geringerer Schulbildung berücksichtigt werden sollen.
| DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2009.01.18 |
| Lizenz: | ESV-Lizenz |
| ISSN: | 1868-7806 |
| Ausgabe / Jahr: | 1 / 2009 |
| Veröffentlicht: | 2009-04-24 |
Seiten 155 - 158
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