Wie zu erwarten, beginnt Stefan Willers Studie über das poetologische Potential der Etymologie bei dem Wort „Etymologie“. Zu ihrer antiken Definition als „Lehre vom Wahren“ und ihrer geläufigen modernen Deutung als „Erforschung der Herkunft der Wörter“ tritt eine weitere Interpretation, nämlich das von Max Pfister formulierte „Suchen nach dem jedem Wort innewohnenden Wahren“ (S. 1). Der logos („Lehre“) vom Wahren (etymon) gilt demnach auch als das Wahre des logos („Wort“). Für Willer beinhaltet diese semantische Ambivalenz ein wichtiges Paradox: Jede Suche nach dem Grund eines Wortes kann „diesen Grund immer nur in weiteren Wörtern finden“ (ebd.). In etymologischen Forschungen – so ließe sich mit dem (von Willer an dieser Stelle noch nicht genannten) Novalis sagen – begegnet man dem „Eigentümlichen der Sprache, daß sie sich bloß um sich selbst bekümmert“ (Monolog). Denn dass sich die „Wörtlichkeit“ der Sprache nicht auflösen lässt, ist für die Romantiker ja kein Problem, sondern vielmehr die Grundlage, in der das dichterische Potential der Sprache beschlossen liegt.
| DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2005.02.10 |
| Lizenz: | ESV-Lizenz |
| ISSN: | 1868-7806 |
| Ausgabe / Jahr: | 2 / 2005 |
| Veröffentlicht: | 2005-04-01 |
Seiten 290 - 292
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