Die allzu menschliche Fantasie des Über-Blicks kommt im Foto „Blue Marble“, das 1972 von der Raumfahrtagentur NASA veröffentlicht wurde, scheinbar ganz zu sich. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Blick auf die ‚ganze Erde‘ notwendig das Ergebnis einer Fiktion. Selbst der Blick von einem Berggipfel, einem Heißluftballon oder anderen Fluggeräten aus konnte, auch wenn er der imaginierten Position der Kartografie näher zu kommen schien, nicht mit dem Eindruck, den dieses Foto verursachte, mithalten. Dabei existierten schon seit dem 17. Jahrhundert Beschreibungen einer Gesamtansicht des Planeten in der Literatur und nährten die Erwartung, der direkte Anblick der Erde werde die Menschheit verändern. Wegen dieser erhofften Wirkung startete der Counterculture-Aktivist Stewart Brand nach einer LSD induzierten Vision des planetaren Ganzen im Jahr 1966 eine Kampagne, die unter anderem auf Ansteckern fragte: „Why haven’t we seen a photograph of the whole Earth yet?“ und so dafür warb, den Blick nicht nur in den zu erobernden Weltraum, sondern zurück auf den ‚Heimatplaneten‘ zu richten. Spätestens seit dieser Zeit ist der Blick auf die Erde, ob als Zoombewegung in Filmen, als symbolische Erinnerung an die Verantwortung für den ‚Planeten‘ oder als Demonstration ‚globaler‘ Reichweite, ein fester Bestandteil der kulturellen (Selbst-)Verständigung.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2025.02.12 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2025 |
Veröffentlicht: | 2025-06-16 |
Um Ihnen ein optimales Webseitenerlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies. Mit dem Klick auf „Alle akzeptieren“ stimmen Sie der Verwendung von allen Cookies zu. Für detaillierte Informationen über die Nutzung und Verwaltung von Cookies klicken Sie bitte auf „Anpassen“. Mit dem Klick auf „Cookies ablehnen“ untersagen Sie die Verwendung von zustimmungspflichtigen Cookies. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Einstellungen jederzeit individuell anzupassen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.