Zum Wiederbeginn volkssprachiger Literatur im 12. Jahrhundert spielen Alexanderdichtungen eine wesentliche Rolle bei der Etablierung eines Erzählens, das nicht mehr ausschließlich geistlichen Kommunikationsinteressen dient. Die Prologe, die literarisch zum Teil sehr detaillierte und ausgefeilte Schilderung von Kampf- und Eroberungshandlungen sowie die komplexe Darstellung einer ambivalenten Protagonistenfigur machen diese Texte zu erzählgeschichtlich bedeutenden Zeugnissen der deutschen Literatur. Über den Autor der ältesten Alexanderdichtung wissen wir so gut wie nichts, außer, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach derselbe geistliche Gelehrte ist, der im Moselfränkischen auch eine Tobiasdichtung verfasst hat. Seinen „Alexander“ besitzen wir nicht, aber drei nach dem Aufbewahrungsort der Handschriften benannte, in Wortlaut und Textbestand stark differierende Fassungen, die zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Sprachräumen entstanden sind. Die Divergenzen gehen soweit, dass man eigentlich von drei verschiedenen Werken sprechen muss. Die Autorangabe Pfaffe Lambrecht für beide hier edierten Texte, den „Vorauer Alexander“ – die Fassung, die der Dichtung des Autors am nächsten steht – und den „Straßburger Alexander“, ist also problematisch, wie die Herausgeberin Elisabeth Lienert aber natürlich sehr wohl weiß. Die Handschrift des „Straßburger Alexander“ ist zudem 1870 verbrannt, so dass dieser Text nur nach den Ausgaben des 19. Jahrhunderts ediert werden kann. Es ist ein Glück, dass beide Werke von einer in der Editionspraxis anerkanntermaßen erfahrenen Expertin nun erstmals im verdienstvollen Format der zweisprachigen Ausgaben aus „Reclams Universal-Bibliothek“ herausgegeben und damit auch für den Seminarbetrieb an Universitäten in angemessener Form zugänglich sind.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2009.03.12 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2009 |
Veröffentlicht: | 2009-11-10 |
Seiten 447 - 450
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