Den „Wildwestfilm des Mittelalters“ hat Helmut de Boor den „Wolfdietrich“ genannt, „geistige Nahrung einer anspruchslosen, aber erlebnishungrigen breiten sozialen Schicht“, „in seiner robusten Billigkeit unverwüstlich“. Das Urteil wird heute niemand mehr unterschreiben wollen. Der Erfolg, den das Werk im späten Mittelalter hatte, beruhte nicht bloß auf der schlichten Machart der Erzählinhalte und der Erzählweise, auf der bizarren Exotik und kruden Erotik der Abenteuer, sondern auch auf einer zwar simplen, aber ernst gemeinten und ernst genommenen religiösen Sinngebung, die den Helden als miles dei und zweiten St. Georg in unermüdlichem Kampf gegen den Teufel und die Heiden brillieren lässt. Modellhaft hätte die Forschung hier eine zeittypische Mentalität und ein entsprechendes literarisches Interesse studieren können, das gerade auch von den Führungseliten ausging. Dass sie es nicht tat, lag nicht allein am ästhetischen Vorurteil, es lag auch am Fehlen einer brauchbaren Ausgabe, die es erleichtert hätte, dieses Vorurteil zu revidieren.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2005.03.13 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2005 |
Veröffentlicht: | 2005-07-01 |
Seiten 467 - 471
Um unseren Webauftritt für Sie und uns erfolgreicher zu gestalten und
Ihnen ein optimales Webseitenerlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Das sind zum einen notwendige für den technischen Betrieb. Zum
anderen Cookies zur komfortableren Benutzerführung, zur verbesserten
Ansprache unserer Besucherinnen und Besucher oder für anonymisierte
statistische Auswertungen. Um alle Funktionalitäten dieser Seite gut
nutzen zu können, ist Ihr Einverständnis gefragt.
Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Notwendige | Komfort | Statistik
Bitte wählen Sie aus folgenden Optionen: