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Olaf Kramer: Goethe und die Rhetorik

  • Constanze Breuer

Bereits Ernst Robert Curtius hat darauf hingewiesen, dass die rhetorische Tradition bei Goethe durchgängig vorausgesetzt werden muss. Dennoch scheint es in der Goethe-Forschung noch immer das Missverständnis zu geben, Goethe habe ein rein negatives Verhältnis zur Rhetorik gehabt, d.h. die Rhetorik spiele folglich keine Rolle für ihn. Um dieses Missverständnis auszuräumen, hat Olaf Kramer nun der Erforschung von Goethes Rezeption und Adaption der Rhetorik eine umfassende, systematisch angelegte Studie gewidmet. Für eine solche Studie spricht nicht zuletzt, dass die bisherige Forschung zu diesem wichtigen Thema immer noch als lückenhaft bezeichnet werden muss. Kramer legt seine Studie weitgehend chronologisch an und durchläuft alle wichtigen Schaffensphasen Goethes, um zu zeigen, dass die Rezeption nicht punktuell, sondern kontinuierlich und dabei variantenreich erfolgte. Nicht zuletzt beweist das Beispiel Goethe auch, dass die Rhetorik im späten 18. Jahrhundert keineswegs aufhörte zu existieren.

Die Studie unterteilt sich in Prolegomena, acht Kapitel und eine Zusammenfassung. Kramer geht es bei seiner Darlegung nicht um den Nachweis bestimmter rhetorischer Figuren, auch wenn er immer wieder die Bedeutung und beständige Verwendung der evidentia – etwas lebendig vor Augen stellen – bei dem der Anschauung so stark verpflichteten Goethe hervorhebt. Der Fokus liegt einerseits auf der Rezeption der bekannten rhetorischen Ordnungsstrukturen inventio, dispositio, elocutio, memoria und actio, anderseits werden zahlreiche rhetorische Konzepte profiliert: die verschiedenen Bestimmungen des ars-natura-Verhältnisses als dissimulatio, simulatio oder imitatio, das ingenium des Redners, das aptum-Prinzip als innere Stimmigkeit eines Kunstwerks usw. Über diese Konzepte hinaus macht Kramer die grundsätzlichen Einflüsse anthropologischer, pädagogischer, theatralischer und epistemologischer Traditionen der Rhetorik sichtbar.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2013.04.13
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 4 / 2013
Veröffentlicht: 2013-12-18

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