In meyner gedechtnüs lept sie mir doch ymmer: Zeit, Erinnerung und Schrift im „Ackermann“ des Johannes von Tepl

• Christian Schneider

Ausgehend von Heideggers Bezugnahme auf den „Ackermann“ in „Sein und Zeit“, befasst der Aufsatz sich mit dem Zusammenhang von Zeit, Erinnerung und Schrift bei Johannes von Tepl. In den Figuren des Ackermanns und des personifizierten Todes werden zwei diametrale Zeitpositionen gegeneinander gespielt: zeitliche Unendlichkeit versus eine augustinisches Denken aufnehmende Darstellung des Todes als Figuration der Zeit. Im Rahmen eines christlich fundierten, teleologischen Zeit- und Heilsverständnisses wird die Anerkennung des Todes als des Prinzips der Zeit dabei zur Voraussetzung kommemorialer Sprache und Schrift, in der die Verlusterfahrung bewältigt werden kann.

Starting from Heidegger’s reference to “Der Ackermann aus Böhmen” (‘The Ploughman from Bohemia’) in “Sein und Zeit” (‘Being and Time’), the article examines the relationship between time, memory and writing in the work of Johannes von Tepl. In the characters of the plowman and personified Death, two diametrically opposed temporal positions are set against each other: temporal infinity versus an Augustinian representation of death as a figuration of time. Within the framework of a teleological understanding of time and salvation based in Christianity, the recognition of death as the principle of time emerges as a prerequisite for commemorative language and writing which enables the plowman to overcome the experience of loss.