Zeithistoriker haben sich seit geraumer Weile den ‚langen‘ 1970ern zugewandt, gesellschaftsgeschichtliche, diskurs- und kulturhistorische Arbeiten versuchen mittels sehr unterschiedlicher Zugangsweisen, den vermuteten ‚Strukturbruch‘ während dieser Epoche dingfest zu machen. Die Literarhistorie aber verspürte bisher wenig Lust, sich mit diesen mittlerweile ziemlich ferngerückten Jahren erneut zu beschäftigen, obwohl der wachsende Abstand gerade hier geläuterte Erkenntnis verspricht. Zur Erinnerung: In den einschlägigen, nun auch schon gut drei Jahrzehnte alten Darstellungen rechnet etwa Klaus Briegleb der Nach- 68er-Literatur ihre verpasste Chance auf dauerhafte Politisierung vor, während Wilfried Barner und sein Team in ihrer konkurrierenden Literaturgeschichte befinden: „Es schien alles neben allem zu gehen.“ Das sind natürlich keine befriedigenden Bilanzen, doch mag in solchen Befunden bereits das Problem verborgen liegen. Die notorische Diffusität der Siebziger lässt offenbar vor umfänglichen Neuvermessungen oder auch nur ‚dichten Beschreibungen‘ zurückschrecken – was es jedoch verstärkt und deshalb wohl symptomatisch gibt, sind mehr oder minder eitle Rückblicke einstmals involvierter Akteure aus der Kritiker- und Philologenzunft.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2024.04.13 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2024 |
Veröffentlicht: | 2024-12-13 |
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