Mit ihrem sich Goethe, Stifter, Storm und Fontane widmenden Buch „Gespenster des Realismus“ legt Elisabeth Strowick eine durchaus anregende Studie darüber vor, wie die „Wahrnehmung von Wirklichkeit in der Literatur des 19. Jahrhunderts“ dargestellt und strukturiert ist. Sie verankert ihre Ausführungen zum einen in der gegenwärtigen wissensgeschichtlichen Diskussion um die Rekonfiguration „des Feldes visueller Wahrnehmung im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts“; zum anderen in einer Konzeption des Realismus, der sich gerade in „der Trennung von Wahrnehmung und Referenz“ geltend mache. „Realität ist Wahrnehmungseffekt, Effekt des ‚Eigenlebens‘ der Sinne, die den grundsätzlichen Simulakrum-Charakter des Wirklichen artikulieren“. In Anlehnung an Derridas Thesen aus „Marx’ Gespenster“ verortet Strowick im Gespenstischen den Ort poetologischer Selbstreflexion. Das Gespenstische und Unheimliche macht „sich als Wirklichkeitseffekt geltend“; in ihm formuliere sich „die Modernität des Realismus“. Das ist nicht neu, aber dann doch ertragreich.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2020.04.08 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 4 / 2020 |
Veröffentlicht: | 2020-12-11 |
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