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Der „schreckliche Zug“. Lesarten des Irrationalen bei Goethe

  • Ulrich Schödlbauer

Die Bestimmung des ‚Irrationalen‘ ist ein Produkt der rationalen Kultur, ‚Irrationalismus‘ die Entscheidung gegen die rationale Interpretation von Kultur. Historisch betrachtet, kontrahiert der Irrationalismus zwei wohlzuunterscheidende Stränge von aufgeklärter Kritik: die Neubewertung der vorbewußten Motivregion und die immanent zu leistende Grenzbestimmung der Vernunft. Die verschiedenen Stränge verbinden sich in der von Goethe vorgetragenen poetischen Kritik der Französischen Revolution. Im Vergleich mit den entsprechenden Überlegungen Herders und Nietzsches zeigt sich, daß für Goethe ein funktionstüchtiges Gemeinwesen sich durch Anerkennung und Abwehr irrationaler Gewaltmomente auszeichnet. Beide vereint und symbolisiert die Figur des Opfers.

A definition of the irrational is a product of a rational culture, ‚irrationalism‘ a decision against the rational interpretation of culture. Viewed from a historical point of view, irrationalism pulls together two clearly differentiated strands of enlightened criticism: the reassessment of the area of preconscious motives and the definition of the boundaries of reason. The different strands are brought together in Goethe’s poetical criticism of the French Revolution. A comparison with the corresponding thoughts of Herder and Nietzsche shows that for Goethe a functioning community is distinguished by the recognition and rejection of elements of irrational violence. Both are united and symbolised by the figure of the victim.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.1998.04.03
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 4 / 1998
Veröffentlicht: 1998-12-01

Seiten 497 - 515


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