Mindestens seit Martin Opitz zählt Lyrik als Klangkunst: So beziehen sich zahlreiche Dichter und Dichtungstheoretiker seit dem 17. Jahrhundert bis heute in ihren Poetiken sowie poetologischen Schriften auf die Musik und setzen vielfältige musikalische und klangliche Bilder ein, um Gedichte zu beschreiben und zu charakterisieren. Der Klang der Lyrik spielt dabei eine maßgebliche Rolle – sei es in Form einer musikalischen Realisierung oder als tatsächlicher Klang der Sprache. Diese akustische Dimension von Lyrik ist an eine auditive Wahrnehmung gekoppelt, unabhängig davon, ob ein Rezipient oder eine Rezipientin ein Gedicht für sich liest und die Wörter im Kopf klingen, oder ob ein Gedicht mündlich vorgetragen und damit in eine Performanzsituation überführt wird. Lange Zeit und teilweise bis in die Gegenwart hinein wurde Lyrik des Öfteren multimodal oder auch lediglich auditiv vermittelt, gerade in vertonter Form. Diese akustischen Rezeptions- und Verbreitungsformen von Lyrik sind historisch deshalb besonders bedeutsam, weil sie Rückschlüsse auf die Rezeption von Lyrik ermöglichen. Gleichwohl ist der größte Teil der Lyrikproduktion schriftlich überliefert. Es besteht für die Lyrik folglich ein Spannungsverhältnis von Vermittlung und Überlieferungssituation, anders ausgedrückt, von ephemerem, akustischem Moment und schriftlich fixiertem Text. Um nun dieses Spannungsverhältnis beschreiben zu können und damit auch Hinweise auf die Vermittlung und Wahrnehmung von Lyrik in ihrer schriftlichen Überlieferung zu erhalten, stellt sich die Frage, ob es Elemente innerhalb der Lyrik gibt, die auf auditive Aspekte hindeuten, und wie diese sich fassen lassen.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2025.01.10 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2025 |
Veröffentlicht: | 2025-03-19 |
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