Der Beitrag untersucht die kommunikativen Strategien in Thomas Murners „Christlicher und brüderlicher Ermahnung an Martin Luther“ (1520). Dieser Text sollte den Auftakt einer Serie von Flugschriften bilden, mit der Murner in die reformatorische Öffentlichkeit zu intervenieren versuchte. Während die Forschung der ‚Brüderlichen Ermahnung‘ einen prinzipiell irenischen und versöhnlichen Charakter bescheinigt hat, stellt dieser Beitrag die strategische Funktion dieser ‚Irenik‘ heraus: Murner greift hier auf das Verfahren der correctio fraterna zurück, um mittels der Kommunikationsform Flugschrift die Irrtümer Luthers öffentlich zu widerlegen und ihn dabei selbst als Ketzer bloßzustellen. Die Anonymität der ‚Ermahnung‘ markiert nicht nur einen Anspruch auf allgemeine Meinungsrepräsentanz, sondern dient dazu, Luthers Strategie, die Debatte über Invektiven zu lenken, zu unterlaufen. Abschließend skizziert der Beitrag einige Gründe für das Scheitern der Murnerschen Kampagne.
This article examines the communicative strategies employed by Thomas Murner in his “Christliche und brüderliche Ermahnung an Martin Luther” (‘Christian and brotherly warning to Martin Luther’, 1520). This text was intended as the prelude to a series of pamphlets by means of which Murner sought to influence the public discourse of the Reformation. While some scholars have described the ‘Brüderliche Ermahnung’ as irenic and conciliatory, this article highlights the strategic function of this ‘irenicism’: Murner uses the procedure of correctio fraternal to publicly refute Luther’s errors, exposing Luther as a heretic. The anonymity of the ‘Ermahnung’ not only claims a general representation of opinion but also undermines Luther’s strategy of steering the debate through invectives. The article concludes by outlining some reasons for the failure of Murner’s campaign.
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2025 |
Veröffentlicht: | 2025-09-22 |
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