Nach verbreiteter Auffassung hat das große Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755 die Zeitgenossen zutiefst erschüttert und ihren Glauben zerstört, in der besten aller Welten unter dem Regiment eines wohlwollenden Gottes zu leben. Eine Prüfung der zahlreichen Gedichte, Predigten und Traktate, die sich mit der Katastrophe auseinandersetzen, ergibt allerdings einen anderen Befund: Fast überall wird das Ereignis so gedeutet, dass es sich in die traditionelle religiöse Denkweise einfügt und sogar als Wohltat Gottes erscheint. Daher kann das Erdbeben von Lissabon kaum als direkter Auslöser einer weltanschaulichen Krise gelten, die den Optimismus der frühen Aufklärung zusammenbrechen ließ.
It is a widely accepted view that the Lisbon earthquake of 1755 caused profound shock at the time and robbed people of the optimistic belief that they were living in the best of all worlds under the guidance of a benevolent God. However, a look at the numerous poems, sermons and treatises which deal with the catastrophe does not support this point of view. Almost everywhere the event is seen in the categories of traditional religious ideas and is even understood as a sign of divine grace. The Lisbon earthquake cannot therefore be regarded as the trigger for a general crisis in the history of ideas which caused the optimism of the early Enlightenment to disintegrate.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2007.02.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2007 |
Veröffentlicht: | 2007-04-01 |
Seiten 185 - 197
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