„Zuerst von dem Titel; denn soviel haben wir aus dem langweiligen Lesen der Literaturzeitungen schon gelernt, daß eine tüchtige Kritik gern vor allen Dingen am Titel ihren Schnabel wezt. Also – der Titel ist wunderlich“; denn er ist ebenso treffend wie irreführend. Treffend insofern, als Annette Gerok-Reiter in ihrer anspruchsvollen Untersuchung (Druckfassung ihrer Mainzer Habilitationsschrift von 2004/05) das Paradigma Individualität in problem- und forschungsgeschichtlicher Perspektive und in Interpretationen von fünf repräsentativen Versepen („Nibelungenlied“, „Parzival“, „Tristan“, „Willehalm“ und „Partonopier und Meliur“) präsentiert, jeweils mit dem Ziel, Normabweichung als Indikator eines virtuellen Begriffs von Individualität im Mittelalter plausibel zu machen. Wunderlich ist die präsumptive Festschreibung von ‚Individualität‘ als einem „Phänomen“. Da es keinen eindeutigen, diachron gültigen Begriff von Individualität gibt, der als Leitfaden der Interpretationen dienen könnte, geht die Verfasserin „von einer vielschichtigen kulturellen Textur der Individualitätsansätze“ (S. 51) aus, die in den literarischen Texten auf je unterschiedliche Weise realisiert werden.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2009.03.16 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2009 |
Veröffentlicht: | 2009-11-10 |
Seiten 463 - 470
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